Die deutsche Mannschaft, die endlich wieder an die Leichtigkeit der WM 2010 erinnerte, hätte nach einer Vielzahl hochkarätiger Chancen noch höher gewinnen müssen. Nicht zuletzt der Einsatz von Klose, Reus und André Schürrle, die Löw anstelle von Mario Gomez, Thomas Müller und Lukas Podolski in die Anfangsformation gestellt hatte, sorgte für frischen Wind. Müller kam in der 66. Minute für Schürrle, als Deutschland drauf und dran war, die Griechen auseinanderzunehmen. Am Ende durfte auch Gomez ein paar Minuten ran.
Von der guten alten Devise, ein siegreiches Team nie zu ändern, scheint Bundestrainer Löw wenig bis nichts zu halten, doch wieder einmal traf er mit einem goldenen Händchen die richtigen Entscheidungen. Dass nach dem dritten Sieg im dritten Gruppenspiel Jerome Boateng für Lars Bender wieder in die Startelf rücken würde, davon war auszugehen, die anderen Wechsel aber waren Überraschungen. Die Torschützen der ersten drei Spiele saßen auf der Bank, die Länderspiele und Länderspieltore von Müller und Podolski (130/54) wurden getauscht gegen bislang 21 Länderspiele und 8 Treffer.Klose (34), mit nun 64 Toren auf der Jagd nach Gerd Müller (68 Treffer), hob das Durchschnittsalter der deutschen Startelf auf immer noch jugendliche 25,09 Jahre an, er stand von Beginn an im Blickpunkt. Bereits nach 35 Sekunden tauchte er nach Zauberpass von Mesut Özil vor dem griechischen Tor auf - der Bremer Sokratis rettete zur Ecke. Eine gute Minute später rutschte Klose nach einer Hereingabe von Reus am Elfmeterpunkt weg - er wäre völlig frei gewesen. Und nach 3:15 Minuten lag der Ball im Tor der Griechen - Bastian Schweinsteiger hatte nach einem Schuss von Sami Khedira allerdings aus Abseitsposition "abgestaubt".
Schnell war klar: Löw wollte ein schnelles Tor; Löw ließ die Maurer aus Griechenland früh attackieren; Löw setzte auf schnelles, direktes Passspiel. Das klappte nicht immer, aber bisweilen vor allem in der zweiten Halbzeit wie am Schnürchen. Die Griechen antworteten unter anderem mit Härte. Khedira lag früh mit einem schmerzenden Knöchel am Boden, bald auch Schweinsteiger.
Fußball spielen wollten die Griechen offensichtlich nicht - nur Fußball verhindern. Selbst wenn die deutsche Mannschaft 30 Meter vor dem Tor angelangt war, standen zwischen ihr und der Torlinie noch 10 Mann. Das Rezept dagegen war Fußball mit rasanten Kombinationen, denen aber erst ein bisschen die Präzision fehlte, auch beim Abschluss: Özil schoss freistehend Torhüter Michalis Sifakis an (23.), der auffällige Reus scheiterte an Sifakis (24.), Reus jagte den Ball neben das Tor (25.).
Löw wurde unruhig, verständlich: Eine alte Fußballer-Weisheit sagt auch, dass der einen Gegentreffer kassiert, der seine Chancen nicht nutzt. Und in der Tat fanden die Griechen hin und wieder auch offensiv statt - bei einem strammen Schuss von Sotirios Ninis (32.) musste sich Torhüter Manuel Neuer lang machen und nachfassen. Die Griechen ließen sich von ihrer Taktik auch nach dem 1:0 durch den 5. Treffer im 90. Länderspiel von Lahm nicht abbringen, sie blieben bei den wenigen Gegenstößen gefährlich.
Die deutsche Mannschaft reagierte - unbeeindruckt. Und mit noch mehr Entschlossenheit. Und mit mehr Zielstrebigkeit. Khedira traf nur sechs Minuten nach dem Ausgleich, Griechenland wirkte konsterniert. Dann traf Klose, und die griechische Mauer brach auseinander.
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