News

Montag, 25. Juni 2012

Angstgegner Italien fordert das deutsche Team

Gianluigi Buffon wurde zum Helden des Elfmeterschießens, der frühere Welttorhüter parierte den kümmerlich geschossenen Strafstoß von Ashley Cole. Den entscheidenden Schuss versenkte Alessandro Diamanti. Nach 120 Minuten hatte es trotz italienischer Überlegenheit noch 0:0 gestanden.
Italien wartet mit breiter Brust: In sieben Versuchen ist dem Vize-Europameister Deutschland kein Sieg in einem Turnierspiel gegen den viermaligen Weltmeister gelungen. Die Mannschaft von Bundestrainer Joachim Löw muss den "Fluch" mit dem ersten Sieg gegen die Italiener seit dem 21. Juni 1995 (2:0) vertreiben, um ins Endspiel am 1. Juli in Kiew einzuziehen.
DFB-Kapitän Philipp Lahm freut sich auf einen "Fußball-Klassiker" in der Tradition großer Spiele wie den WM-Halbfinals 1970 und 2006 oder dem WM-Finale 1982 - allesamt endeten mit deutschen Niederlagen. "Taktisch ist Italien sehr gut geschult", sagte Lahm voller Respekt.
Sonderlich sattelfest sind die früheren Catenaccio-Künstler defensiv allerdings nicht. Einen Tag nach dem faden 2:0 der Spanier gegen Frankreich sahen die Zuschauer im Olympiastadion von Kiew einen offenen Schlagabtausch, vergebene Hochkaräter auf beiden Seiten - insgesamt war das Spiel um Klassen spannender. Italien spielte schnell und präzise nach vorn, drückte, jedoch war vor allem "Skandalnudel" Mario Balotelli vom englischen Meister Manchester City zu unentschlossen. Er ließ Großchancen im halben Dutzend liegen - darunter eine dreifache (53.); Daniele De Rossi (3.) und Alessandro Diamanti (101.) trafen den Pfosten (101.). England hielt mit Wucht und Leidenschaft dagegen.Italiens Allenatore Cesare Prandelli ging untypisch für die Azzurri auf Risiko. Neben Leonardo Bonucci für den verletzten Giorgio Chiellini in der Abwehr sowie Riccardo Montolivo für den angeschlagenen Thiago Motta vertraute er von Beginn an auf Balotelli. Der Angreifer ist den Engländern bestens bekannt - er ist in zwei Jahren bei den Citizens schon fünfmal vom Platz geflogen.
Das Spiel ließ sich gut an, bald hatte es mehr hochkarätige Torchancen gegeben als am Abend zuvor in 90 Minuten zwischen Spanien und Frankreich. Erst drehte sich ein Schuss De Rossis aus 25 Metern an den Pfosten (3.) - Torhüter Joe Hart wäre chancenlos gewesen. Nach 3:10 Minuten hatten die Engländer das erste Mal den Ball unter Kontrolle, kurz darauf schoss dann Glen Johnson aus sechs Metern: "Gigi" Buffon reagierte atemberaubend (5.).
Abwarten gehörte offensichtlich nicht zu den taktischen Anweisungen beider Trainer. Von Beginn an galt für beide Mannschaften die Devise: voller Einsatz und den Ball so schnell wie möglich nach vorn, schnörkellos, möglichst direkt. Erst machten die Engländer Druck, spielten variabel und mit Herz, oft über den Außenverteidiger Johnson, der die linke Seite der Squadra Azzurra beschäftigte. Prandelli wirkte nervös, gestikuliert wild. Dann kam Italien auf und hatte das Spiel fast immer im Griff.
Balotelli? Hatte seine erste große Chance in der 25. Minute. Kurz vor der Strafraumgrenze erreichte ihn ein wunderschöner Pass von Andrea Pirlo, dem 33 Jahre alten Strategen der Azzurri, doch der dunkelhäutige Angreifer brauchte zu lange, um daraus etwas zu machen - John Terry grätschte dazwischen. Nur sieben Minuten später erreichte Balotelli ein Lupfer von Montolivo - wieder stellte sich der 21-Jährige in bester Position ungeschickt an (32.).
Wayne Rooney wurde bestens bewacht, legte Sturmpartner Danny Welbeck allerdings einen gefährlichen Schuss auf, der knapp über Buffons Tor ging (32.). Dann tauchte er ab und lange nicht mehr auf, setzte jedoch in der Nachspielzeit zu einem Fallrückzieher an, der knapp über das Tor flog. 

Spanien auf dem Weg zum nächsten Titel?

Titelverteidiger Spanien hat mit spielerischer Leichtigkeit Frankreich aus allen EM-Träumen gerissen und ist dank Jubilar Xabi Alonso ins Halbfinale gegen Portugal eingezogen. Der 30-Jährige von Real Madrid erzielte in seinem 100. Länderspiel beide Treffer zum 2:0 (1:0) gegen vollkommen chancenlose Franzosen, die vier Tage nach dem peinlichen 0:2 abermals entäuschten.Die gnadenlos effizienten Spanier sind dagegen nach ihrem 18. Pflichtspiel in Folge ohne Niederlage nur noch zwei Siege vom historischen Triple entfernt: Zwei EM-Titel in Folge und ein WM-Triumph dazwischen sind bislang noch keinem Team gelungen. Alonsos Treffer in der 19. Minute per Kopf und in der Nachspielzeit per Foulelfmeter (90.+1) brachten die spanische Überlegenheit nur unzureichend zum Ausdruck.
Die Spanier dominierten das Spiel mit der "Null-Stürmer-Taktik" aus dem ersten Gruppenspiel gegen Italien (1:1) und traumwandlerisch sicherem Passspiel dermaßen deutlich, dass sich unter den 47.000 Zuschauern in der Donbass-Arena gepflegte Langeweile breitmachte. Bayern-Star Franck Ribéry, noch einer der Bemühteren bei Les Bleus, stand dem Treiben ebenso machtlos gegenüber wie seine Mitspieler.
Nach einer zerfahrenen Anfangsphase mit vielen Fehlpässen auf beiden Seiten rissen die Spanier die Begegnung schnell an sich, zunächst jedoch ohne Erfolg. Die Bemühungen der "Furia Roja", die ihr typisches Passspiel aufzog, endeten meist vor dem Strafraum der Franzosen. Die Équipe Tricolore ließ jedoch ihrerseits in der Offensive jegliches Konzept vermissen, Stürmer Karim Benzema sah nahezu keinen Ball.Die erste gute Gelegenheit führte dann prompt zum Tor. Nach einer Flanke des aufgerückten Linksverteidigers Jordi Alba stand Xabi Alonso völlig frei im Strafraum und hatte keine Mühe, den Ball mit einem Kopfball-Aufsetzer aus 14 Metern zu versenken. Für den Routinier war es im 100. Länderspiel das 14. Tor, in der Nachspielzeit ließ er gleich noch Nummer 15 folgen.
Die Franzosen erhöhten nach dem 0:1 etwas das Tempo, blieben jedoch das hoffnungslos unterlegene Team. Auch Flügelflitzer Ribéry fand gegen den bissigen Álvaro Arbeloa kein Durchkommen und tauchte weitgehend ab. Die einzige Chance vor der Pause bot sich Yohan Cabaye, dessen Freistoß in der 32. Minute Iker Casillas parierte. Aus dem Spiel heraus blieb Frankreich in der Halbzeit ohne eine einzige Torchance.
Spaniens Trainer Vicente del Bosque entschied sich erneut für seine "Null-Stürmer-Taktik", für Torjäger Fernando Torres begann Cesc Fabregas. Frankreichs Laurent Blanc ließ nach dem Kabinen-Zoff die Streithähne Hatem Ben Arfa und Samir Nasri auf der Bank, auch Alou Diarra und der gesperrte Philippe Mexes fehlten. Dafür rückten Laurent Koscielny, Cabaye, Florent Malouda und Gael Clichy in die Anfangsformation.
Auch nach der Pause blieb das erhoffte Fußball-Fest aus. Während Spanien das Geschehen im Griff hatte, fehlten den Franzosen sowohl Ideen als auch spielerische Mittel. Erst nach einer Stunde nahm die Partie ein klein wenig Fahrt auf: Nach Flanke von Ribéry köpfte Mathieu Debuchy bei Frankreichs erster Chance aus dem Spiel heraus über die Latte (60.). Im Gegenzug kam Fabregas nach Traumpass von Andrés Iniesta einen Schritt zu spät (62.).
Wenig später machte Fabregas für Fernando Torres Platz, doch auch der Starstürmer von Champions-League-Sieger FC Chelsea blieb wirkunglos. Während Spanien vergeblich auf den vorentscheidenden Konter lauerte, warfen die Franzosen, angetrieben vom nun etwas stärker aufspielenden Ribéry, alles nach vorne. Mehr als ein gefährliches, am Ende aber erfolgloses Tempo-Dribbling des Bayern-Profis (71.) sprang dabei aber nicht heraus.    

Freitag, 22. Juni 2012

Wie ein Wirbelwind ist Deutschland ins Halbfinale der EM und zu einem Weltrekord gestürmt. Auf dem Weg zum vierten Titel spielte die Auswahl von Rotationskünstler Joachim Löw die griechischen Maurermeister bisweilen schwindelig und steht nach einem 4:2 (1:0) zum siebten Mal bei einer EM-Endrunde unter den letzten Vier. Nach dem Rekord von 15 Pflichtspielsiegen in Serie, der auch durch den 1:1-Ausgleich der Griechen nicht gefährdet war, wartet als nächste Hürde ein Klassiker: Am kommenden Donnerstag geht es in Warschau gegen England oder Italien.Die deutsche Mannschaft war in allen Belangen überlegen und ließ nur kurzzeitig Spannung zu, ehe Sami Khedira (61.), Miroslav Klose (68.) und Marco Reus (74.) für den glanzvollen Sieg sorgten. Zuvor hatte Philipp Lahm (39.) die von Löw auf vier Positionen umformierte deutsche Auswahl beim Sturmlauf auf die griechische Mauer in Führung gebracht. Noch ehe Georgios Samaras das 1:1 erzielte (55.), hätte das einseitige Spiel längst entschieden sein können. Griechenland, Europameister von 2004, stand unter permanentem Druck und war beim Rauswurf aus der EURO-Zone noch gut bedient. Der zweite Treffer durch einen Handelfmeter von Dimitrios Salpingidis (89.) war nur Kosmetik.
Die deutsche Mannschaft, die endlich wieder an die Leichtigkeit der WM 2010 erinnerte, hätte nach einer Vielzahl hochkarätiger Chancen noch höher gewinnen müssen. Nicht zuletzt der Einsatz von Klose, Reus und André Schürrle, die Löw anstelle von Mario Gomez, Thomas Müller und Lukas Podolski in die Anfangsformation gestellt hatte, sorgte für frischen Wind. Müller kam in der 66. Minute für Schürrle, als Deutschland drauf und dran war, die Griechen auseinanderzunehmen. Am Ende durfte auch Gomez ein paar Minuten ran.
Von der guten alten Devise, ein siegreiches Team nie zu ändern, scheint Bundestrainer Löw wenig bis nichts zu halten, doch wieder einmal traf er mit einem goldenen Händchen die richtigen Entscheidungen. Dass nach dem dritten Sieg im dritten Gruppenspiel Jerome Boateng für Lars Bender wieder in die Startelf rücken würde, davon war auszugehen, die anderen Wechsel aber waren Überraschungen. Die Torschützen der ersten drei Spiele saßen auf der Bank, die Länderspiele und Länderspieltore von Müller und Podolski (130/54) wurden getauscht gegen bislang 21 Länderspiele und 8 Treffer.Klose (34), mit nun 64 Toren auf der Jagd nach Gerd Müller (68 Treffer), hob das Durchschnittsalter der deutschen Startelf auf immer noch jugendliche 25,09 Jahre an, er stand von Beginn an im Blickpunkt. Bereits nach 35 Sekunden tauchte er nach Zauberpass von Mesut Özil vor dem griechischen Tor auf - der Bremer Sokratis rettete zur Ecke. Eine gute Minute später rutschte Klose nach einer Hereingabe von Reus am Elfmeterpunkt weg - er wäre völlig frei gewesen. Und nach 3:15 Minuten lag der Ball im Tor der Griechen - Bastian Schweinsteiger hatte nach einem Schuss von Sami Khedira allerdings aus Abseitsposition "abgestaubt".
Schnell war klar: Löw wollte ein schnelles Tor; Löw ließ die Maurer aus Griechenland früh attackieren; Löw setzte auf schnelles, direktes Passspiel. Das klappte nicht immer, aber bisweilen vor allem in der zweiten Halbzeit wie am Schnürchen. Die Griechen antworteten unter anderem mit Härte. Khedira lag früh mit einem schmerzenden Knöchel am Boden, bald auch Schweinsteiger.
Fußball spielen wollten die Griechen offensichtlich nicht - nur Fußball verhindern. Selbst wenn die deutsche Mannschaft 30 Meter vor dem Tor angelangt war, standen zwischen ihr und der Torlinie noch 10 Mann. Das Rezept dagegen war Fußball mit rasanten Kombinationen, denen aber erst ein bisschen die Präzision fehlte, auch beim Abschluss: Özil schoss freistehend Torhüter Michalis Sifakis an (23.), der auffällige Reus scheiterte an Sifakis (24.), Reus jagte den Ball neben das Tor (25.).
Löw wurde unruhig, verständlich: Eine alte Fußballer-Weisheit sagt auch, dass der einen Gegentreffer kassiert, der seine Chancen nicht nutzt. Und in der Tat fanden die Griechen hin und wieder auch offensiv statt - bei einem strammen Schuss von Sotirios Ninis (32.) musste sich Torhüter Manuel Neuer lang machen und nachfassen. Die Griechen ließen sich von ihrer Taktik auch nach dem 1:0 durch den 5. Treffer im 90. Länderspiel von Lahm nicht abbringen, sie blieben bei den wenigen Gegenstößen gefährlich.
Die deutsche Mannschaft reagierte - unbeeindruckt. Und mit noch mehr Entschlossenheit. Und mit mehr Zielstrebigkeit. Khedira traf nur sechs Minuten nach dem Ausgleich, Griechenland wirkte konsterniert. Dann traf Klose, und die griechische Mauer brach auseinander.  

Portugal als erstes Team im Halbfinale

 Cristiano Ronaldo lässt Portugal weiter vom ersten großen Titel träumen, Tschechien muss die Koffer packen. Der teuerste Fußballer der Welt führte seine Mannschaft im ersten Viertelfinale der EM-Endrunde 2012 mit einer überragenden Leistung und seinem Kopfballtor in der 79. Minute zu einem 1:0 (0:0) gegen die Tschechen, Gegner im Halbfinale wird am Mittwoch in Donezk Welt- und Europameister Spanien oder Frankreich sein. Portugal hat es erst einmal in ein Endspiel geschafft - 2004, bei der EM-Endrunde im eigenen Land, gab es ein 0:1 gegen Griechenland.Hielten die Tschechen in der ersten Halbzeit noch einigermaßen mit,so chancenlos waren sie in Hälfte 2. Ronaldo darf weiter träumen, Tschechien raus

Donnerstag, 14. Juni 2012

Ein Punkt muß noch geholt werden

Der Bundestrainer war nach dem zweiten erfolgreichen EM-Kraftakt der deutschen Fußball-Nationalmannschaft ungemein stolz auf seine Holland-Besieger um den Torgaranten Mario Gomez, der bei seinem dritten Turnier eine Leistungsexplosion erlebt. "In der sogenannten Todesgruppe haben wir jetzt sechs Punkte geholt, und das gegen zwei ganz starke Mannschaften. Das ist eine starke Leistung", sagte Löw ebenfalls sichtlich abgekämpft nach der 90-minütigen "Hitzeschlacht" gegen den Erzrivalen Niederlande, der vor dem Vorrunden-K.o. steht.
Wie schon beim 1:0 gegen Portugal bestach die deutsche Elf auch beim 2:1 gegen den WM-Zweiten um den kaltgestellten Bayern-Star Arjen Robben vor allem wieder mit disziplinierter Defensivarbeit. Bei den überragend herausgespielten "Weltklasse-Toren" (Kapitän Philipp Lahm) von Gomez blitzte aber auch die spielerische Klasse auf, gerade beim Passgeber Bastian Schweinsteiger, der nach seinem zähen Turnierstart entschlossen die Chefrolle an sich riss.
Der Stilwandel vom Lust-und-Laune-Fußball der WM 2010 zum Effizienz-Fußball 2012 lässt Titelträume reifen - über 27 Millionen Fans jubelten in der Heimat vor den Fernsehern. "Das Wichtigste ist, Ergebnisse zu erzielen. Die haben wir geschafft gegen zwei hervorragende Gegner", betonte Lahm.
Zumal die deutsche Gruppe gefährlich bleibt. Jedes Spiel fühlt sich schon an wie ein Duell in der K.o.-Runde. Nicht mal die sechs Punkte garantieren dem DFB-Team den Einzug ins Viertelfinale. "Eigentlich denkt man, nach zwei Siegen ist man durch. Aber das ist leider nicht so", meinte Lukas Podolski zur brisanten Konstellation.


Schon ein 0:1 oder 1:2 zum Vorrundenabschluss am Sonntag in Lwiw gegen Dänemark könnte das Aus bedeuten, womit jedoch niemand im deutschen Lager rechnet. "Wir haben das Tor zum Viertelfinale aufgestoßen. Wir haben es jetzt selbst in der Hand, gegen Dänemark alles klar zu machen", sagte Löw zur komfortablen Ausgangsposition.
Notgedrungen muss er nach der zweiten Gelben Karte Jérôme Boateng auf der rechten Abwehrseite ersetzen. Seine gefundene Turnierelf wird er aber nicht groß verändern. "Wir brauchen ja noch Punkte. Wir können uns nicht darauf verlassen, dass das Spiel zwischen Portugal und Holland unentschieden ausgeht. Darum werde ich nicht viele Wechsel vornehmen", kündigte Löw gleich am Mittwochabend an.
Schon ein Unentschieden reicht der DFB-Auswahl zum Gruppensieg und dem angestrebten "Heimspiel" im Viertelfinale in Danzig, nur wenige Kilometer vom EM-Quartier entfernt. "Wir wollen in Polen spielen", erklärte der gebürtige Pole Lukas Podolski. Als möglicher Gegner käme aus Gruppe A auch noch der EM-Gastgeber infrage - ein heißes Duell.
Von der Favoritenrolle mochte nach den Turniertoren zwei und drei von Gomez (24./38. Minute), denen die Holländer vor 37 750 Zuschauern im Metalist-Stadion nur das Anschlusstor des starken Robin van Persie (73.) entgegensetzen konnten, noch keiner laut reden. "Nein, überhaupt nicht", verkündete der Dortmunder Mats Hummels, "es ist ja nicht einmal die Gruppenphase überstanden."
Löw hat jedoch eine Titelstrategie entworfen, die nicht auf Hurra-Fußball basiert, sondern auf kollektiver Arbeit gegen den Ball und den Gegner. "Wir haben es absolut klasse verstanden, defensiv gut zu arbeiten. Den Holländern ist wenig eingefallen", lobte er gerade auch seine Offensivkräfte für das extreme Schuften nach hinten. Nur einen Kritikpunkt brachte er an: "In der zweiten Halbzeit hätten wir den Sack früher zumachen können." Das dritte Tor fiel nicht, weil Spielmacher Mesut Özil noch nicht im Weltklassemodus ist und Podolski sowie Thomas Müller auf den Außenbahnen offensiv nicht wie erhofft zünden. "Nach vorne würde es ihnen gut tun, wenn sie mal ein Tor machen könnten, klar", erklärte auch der Bundestrainer.
Fürs Toreschießen ist bislang allein Gomez zuständig. Es war die pure Genugtuung für den 26-Jährigen, der trotz seiner beeindruckenden Trefferquote beim FC Bayern und inzwischen auch im Deutschland-Trikot selbst nach dem Portugal-Spiel hart kritisiert worden war, explizit von ARD-Experte Mehmet Scholl. Drei Tage lang habe er "nur auf die Fresse bekommen", klagte der Stürmer, dem die Diskussionen zugesetzt hatten: "Man versucht das abzuschütteln, aber es ist doch da."
Das erneute Vertrauen des Trainers zahlte er mit zwei Traumtoren zurück. "Die Antwort habe ich auf dem Platz geben. Ich bin sehr glücklich nach einigen schwierigen Tagen mit vielen Kilos auf der Schulter", berichtete als "Spieler des Spiels" ausgezeichnete Matchwinner. Löw geriet ins Schwärmen über Stehaufmännchen Gomez, schwärmte die Effizienz seines neuen Angreifers Nummer 1 und die Machart seiner Länderspieltore 24 und 25: "Er hatte zwei Chancen und macht zwei Tore. Und dann die Klasse, wie er diese Tore macht."
Die Holländer hatten nur in van Persie einen ähnlichen Gefahrenherd. "Wir waren einfach nicht stark genug", gestand Bondscoach Bert van Marwijk und verteilte stattdessen ein Kompliment an den Erzrivalen: "Es ist lange her, dass Deutschland so viele gute Fußballer hatte."
Noch ist auch Holland nicht verloren. Die Portugiesen muss man mit zwei Toren schlagen - und Deutschland die Daumen drücken. "Die Deutschen werden auch gegen Dänemark versuchen zu gewinnen", sagte der von Lahm kaltgestellte Robben, "das haben sie mir versprochen." Negativ aufgefallen


Mittwoch, 13. Juni 2012

Polen müssen gegen Tschechen gewinnen

Russland reicht schon ein Unentschieden gegen Griechenland für den Einzug in die Runde der letzten Acht. Immerhin haben die Polen ihr Schicksal nach Blaszczykowskis stürmisch umjubeltem Ausgleichstreffer (57.) selbst in der Hand. Kuba fasste sich in einer teils turbulenten zweiten Halbzeit aus 18 Metern nach Zuspiel von Lukasz Piszczek ein Herz - eine Dortmunder Co-Produktion. Alan Dsagojew (37.) hatte Russland mit seinem dritten Treffer bei der EM in Führung gebracht. Hätte sie Bestand gehabt, wäre die Sbornaja bereits durch gewesen.Die historische Belastung des Duells hatte zu den ersten schweren Krawallen bei der EM geführt. An ihrem Nationalfeiertag marschierten Tausende Fans der Russen Stunden vor dem Anpfiff entlang der Weichsel zur Arena - eine blanke Provokation, auf die viele Polen mit wüsten Beschimpfungen reagierten. Flaschen flogen, die Polizei schritt ein und wurde auch attackiert. Sie musste Tränengas und Wasserwerfer einsetzen, der Marsch wurde aufgelöst.Im Nationalstadion setzten sich die Provokationen fort. Während die Nationalhymne vor dem Anpfiff des souveränen Schiedsrichters Wolfgang Stark abgespielt wurde, rollten russische Anhänger ein riesiges Banner aus, das die halbe Fankurve bedeckte: "This is Russia", stand da, abgebildet war ein furchterregender Krieger.Die polnischen Fans reagierten mit einem Pfeifkonzert und lautstarken "Polska"-Rufen. Als dann schließlich Fußball gespielt wurde, war die russische Auswahl überlegen, Polen hatten aber die besseren Chancen. Der künftige Stuttgarter Sebastian Boenisch lenkte den Ball nach einer Flanke von Ludovic Obraniak aus kurzer Distanz mit dem linken Knie Richtung Tor - Russlands Torhüter Wjatscheslaw Malafejew parierte (7.). Vier Minuten später schloss Robert Lewandowski von Borussia Dortmund aus 20 Metern ab, sein Schuss verfehlte den Winkel des russischen Tores knapp.Auch Stark war in einem heißblütigen Duell gefordert - und stets auf Ballhöhe. Er musste eine knifflige Situation bewerten, als Damien Perquis im eigenen Strafraum rustikal zu Werke ging; seine Entscheidung, keinen Elfmeter zu geben, war vertretbar. Definitiv korrekt war, Abseits anzuzeigen, als Eugen Polanski (FSV Mainz 05) ins russische Tor getroffen hatte (18.). Robert Lewandowski hatte es schwer, seine Gegenspieler waren keineswegs zimperlich. Sergej Ignaschewitsch und Alexej Beresuzki gingen sofort auf die Knochen, sie waren nicht willens, dem Dortmunder Star-Torjäger auch nur einen Quadratzentimeter Raum zu geben.Die Polen waren da weniger achtsam: Dsagojew verlängerte eine Flanke von Andrej Arschawin mit der rechten Schulter ungehindert ins Tor. Das stachelte die Polen an, die fortan schwungvoll nach vorne spielten, dabei aber auch ihre Abwehr entblößten. Leidenschaftlich, bisweilen auch ungestüm rannte Polen auch nach dem Ausgleich von Kuba an - Malafejew rettete klasse gegen Polanski (68.). Russland wirkte kontrollierter, lauerte in mitreißender Atmosphäre auf den Knockout - vergeblich. 
Sportliche Begegnungen mit Russland sind in Polen immer auch eine Frage der Ehre. © dpa / Bartlomiej Zborowski

Sonntag, 10. Juni 2012

Fanstimmung in Dresden beim Public Viewing

Wichtiger Sieg gegen Portugal

Joachim Löw überraschte nicht nur mit der Maßnahme Gomez für Miroslav Klose in die Startformation zu beordern, sondern auch mit der Personalie Mats Hummels für Per Mertesacker in der Innenverteidigung. Dazu setzt er gegen Portugal auf Jerome Boateng auf der rechten Außenverteidiger-Position - und das ausgerechnet gegen Superstar Ronaldo. Eine Entscheidung, die im Vorfeld bei vielen Fußball-Fans für Magenschmerzen gesorgt hatte. Doch der Bundestrainer lag bei allen Entscheidungen wieder einmal goldrichtig.
Hummels machte in der rechten Innenverteidigung das Spiel seines Lebens. Sogar der überraschend für ihn zum Reservisten degradierte Per Mertesacker musste hinterher zugeben, dass Löw ein goldenes Händchen bewiesen hatte. "Man hat gesehen, dass die Spieler, die reingerückt sind, auch für mich, ihre Sache sehr gut gemacht haben."Löw begründete die Entscheidung, die er Mertesacker und Hummels bereits am Vortag mitgeteilt hatte, damit, dass der Mann vom FC Arsenal drei, vier Monate nicht gespielt habe. "Mats dagegen kommt aus einer Saison, in der er das Double gewonnen hat." Sogar DFB-Präsident Wolfgang Niersbach zollte dem Dortmunder Respekt. "Ich habe mich wahnsinnig gefreut über die Leistung von Mats Hummels, er hat sein bisher bestes Länderspiel gemacht."
Dritter im Bunde der Glückseeligen war Boateng. Nach seiner Busenwunder-Affäre und der darauffolgenden heftigen Kritik des Bundestrainers stand für den Verteidiger viel auf dem Spiel. Ein schwacher Auftritt und seine Karriere in der Nationalmannschaft wäre wohl erst einmal auf Eis gelegt. Doch der Bayern-Star ließ Ronaldo so gut wie gar nicht zur Entfaltung kommen und versuchte auch nach vorne Akzente zu setzen. "Die ganze Mannschaft stand nach den letzten Ereignissen hinter mir. Das hat mich beflügelt, die Mannschaft kennt die Wahrheit", sagte der zuletzt Gescholtene.Doch der Mann des Abends hieß zweifelsohne Mario Gomez. Er war der Matchwinner und sein 23. Treffer im DFB-Dress wohl der bisher wichtigste in seiner Karriere. In seinem 53. Länderspiel war es sein erster Treffer bei einem großen Turnier überhaupt. "Das Tor war gut für Mario und gut für die Mannschaft", sagte Löw. Der 52-Jährige hatte bereits Miroslav Klose an die Seitenauslinie beordert und wollte Gomez auswechseln. Kurz zuvor forderten auch die rund 10.000 deutschen Fans den Routinier von Lazio Rom. Doch dann kam der große Moment des Bayern-Stürmers. Gomez: "Ich habe nur gedacht: Eine Chance kriegst du noch. Und so war es dann auch." Mit einem tollen Kopfball gegen die Laufrichtung ließ er Rui Patricio keine Abwehrchance (72.).
Während das Trio einen Sahnetag erwischt hatte, taten sich andere Protagonisten vor 32.990 Zuschauern schwerer. Kurz vor der Partie war ein heftiger Regenguss heruntergekommen und verwandelte die neue Arena von Lwiw in einen Glutofen. "Das war eines meiner schwierigsten Spiele. Von der Luft her, von allem“, gab Philipp Lahm nach der Partie offen und ehrlich zu. "Ich habe mir sehr schwer getan. Ich fand die Schwüle extrem." Das mag auch ein Grund gewesen sein, dass der ansonsten so laufstarke Kapitän auffallend selten in der Offensive zu finden war. Obendrein hatte er mit Nani auch einen starken Gegenspieler, der ihn in der Defensive stark beschäftigte.  Matchwinner Mario Gomez jubelt mit Mats Hummels über seinen Treffer. (Quelle: dpa)

Erster Dämpfer für Holland

Arjen Robben sackte enttäuscht auf dem Rasen zusammen, und Klaas-Jan Huntelaar traf selbst nach dem Schlusspfiff das leere Tor nicht - Szenen mit Symbolcharakter beim verpatzten EM-Start des Turnier-Mitfavoriten Niederlande. Die Oranje-Party fiel aus, stattdessen feierte Außenseiter Dänemark die erste dicke Überraschung. 20 Jahre nach dem sensationellen EM-Titel gewannen die Dänen 1:0 (1:0) in Charkow.
Wenn Holland spielt, ist Frau Antje nicht weit. (Quelle: dpa)Wenn Holland spielt, ist Frau Antje nicht weit. (Quelle: dpa)Für das Team von Bert van Marwijk geht es damit bereits im nächsten Spiel am Mittwoch gegen die DFB-Elf um alles - ein Sieg muss her, um nicht schon nach drei Vorrundenspielen nach Hause fahren zu müssen. "Jetzt müssen wir gegen Deutschland gewinnen", sagte Kapitän Mark van Bommel. "Das wird nicht einfach, aber das ist unsere klare Aufgabe. Und das wissen die Spieler auch", stellte Coach van Marwijk klar und wollte sich seine Zuversicht nicht nehmen lassen. "Wir haben in der Vergangenheit schon bewiesen, dass wir gegen Deutschland gewinnen können", sagte er.Sein Team führte ein überlegenes Spiel, hatte mehr Ballbesitz und die besseren Torchancen. Doch beim Toreschießen haperte es bei Robin van Persie und Co. gewaltig. "Es war nicht nur Robin, sondern auch vier, fünf andere haben große Chancen ausgelassen", bemängelte van Marwijk.Dafür trafen die Dänen: Michael Krohn-Dehli (24.) sorgte zwei Jahre nach dem 0:2 zum WM-Auftakt in Südafrika für eine gelungene Revanche. "Das ist etwas Besonderes für mich. Ich habe acht Jahre in Holland gespielt und eine holländische Freundin", erklärte der Matchwinner. Zuletzt hatten sich die Dänen auf dem Weg zum Titel 1992 im Halbfinale im Elfmeterschießen gegen Holland durchgesetzt.Doch der letzte Sieg in der regulären Spielzeit lag 45 Jahre zurück. Entsprechend groß war der Jubel. "Wir waren die bessere Mannschaft, auch wenn wir in den ersten 20 Minuten Schwierigkeiten hatten. Aber ein Spiel dauert 90 Minuten. Und am Ende hat man gemerkt, dass wir weniger müde waren", sagte Trainer Morten Olsen.Van Bommel, noch einer der Besten in der Elftal, konnte die Pleite nicht fassen. "Es ist unglaublich, dass wir dieses Spiel verlieren. Wir haben sehr viele Chancen gehabt und nur eine zugelassen. Ich gewinne lieber und spiele schlecht", so der Kapitän. Van Marwijk klagte nach einem unabsichtlichen dänischen Handspiel kurz vor Schluss zudem über den Schiedsrichter: "Da ist uns ein hundertprozentiger Elfmeter verweigert worden."  

Samstag, 9. Juni 2012

Rußland in Topform

Breslau - "Bolschoi" in Breslau: Leichtfüßig wie die legendären Ballett-Tänzer hat die russische Nationalmannschaft ihren ersten EM-Gegner Tschechien schwindelig gespielt. Die Wirbelwinde der Sbornaja ließen selbst dem Weltklasse-Torhüter Petr Cech beim 4:1 (2:0) keine Chance. Russland setzte sich mit seiner Gala an die Spitze der Gruppe A, Polen und Griechenland hatten sich zuvor im Eröffnungsspiel 1:1 (1:0) getrennt. Für die Tschechen war es eine Lehrstunde: Nie zuvor hatten sie in einem EM-Spiel vier Tore kassiert.Ein paar Minuten lang warteten die Russen im Stadion von Breslau ab. Die 15.000 lautstarken tschechischen Anhänger waren bester Dinge. Doch dann legte sich die Mannschaft des niederländischen Trainers Dick Advocaat (64), der nach der EM den niederländischen Erstligisten PSV Eindhoven übernimmt, ihren Gegner zurecht. Erst traf Alan Dsagojew vor 40.803 Zuschauern gegen heillos verwirrte Tschechen (15.), dann legte Roman Schirokow nach (24.). Das 1:2 (52.) durch den künftigen Wolfsburger Vaclav Pilar war nur ein kleiner Schönheitsfehler: Nach vielen vergebenen Chancen trafen erneut Dsagojew (79.) und der eingewechselte Roman Pawljutschenko (82.).Dabei hatten die Tschechen zunächst wacher gewirkt und das Spiel in den ersten Minuten bestimmt; vor dem Tor von Wjatscheslaw Malafejew blieb es aber ruhig. Dessen Vorderleute lauerten erst einmal vergeblich auf Konter, machten dann aber ernst: Zunächst leitete Alexander Kerschakow den Ball knapp am Tor von Cech vorbei (14.). Nur wenige Augenblicke später köpfte der Angreifer von Zenit St. Petersburg freistehend an den Pfosten, aus dem Hintergrund konnte Dsagojew schießen, Dsagojew schoss - und traf.
"Cech-ien"? Wirkte zunehmend chancenlos, die Abwehr sah unorganisiert aus und war dem schnellen Angriffsspiel der Russen, die 15 Spiele in Serie nicht verloren haben, nicht gewachsen. Und der Halbfinalist der EM 2008, der sich damals dem späteren Europameister Spanien hatte beugen müssen, legte nach. Der erst kurz vor Turnierbeginn zum Kapitän ernannte Andrej Arschawin sezierte mit einem präzisen Pass die Hintermannschaft der Tschechen, Roman Schirokow lief ungehindert in den Ball hinein und lenkte ihn ins Tor.
Sie waren eigentlich gut ins Spiel gekommen, doch in der Tat waren die Tschechen mit den beiden Gegentreffern vor der Pause noch gut bedient. Gegen die schnellen Schirokow und Arschawin sahen sie aus, als hätten sie Blei in den Schuhen. Auch die Bundesliga-Profis Roman Hubnik (Hertha BSC), Michal Kadlec (Bayer Leverkusen) und Petr Jiracek (Wolfsburg) sowie Pilar waren nur träge Statisten. Die russischen Fans starteten nach 40 Minuten "La Ola" - nur der tschechische Block verweigerte die Mitwirkung.
Die tschechischen Spieler immerhin rafften sich nach der Pause kurzzeitig auf, nevten die russischen Primaballerinas mit aggressivem Zweikampfverhalten - und hatten Erfolg. Eine Unachtsamkeit in der bis dahin gut sortierten Abwehr der Sbornaja, und nach einem schönen Pass von Plasil umkurvte Pilar schon den russischen Torhüter.
Hoffnung keimte wieder auf bei den Tschechen, sie mühten sich, sie kämpften. Doch die Russen wirkten souverän, schlugen zurück, tanzten wieder - und wäre Kerschakow nicht so fahrlässig mit seinen vielen Chancen umgegangen, hätte es "Cech-ien" noch viel schlimmer erwischt. 

Eröffnungsspiel,Polen geben Spiel in der zweiten Halbzeit aus der Hand

Warschau  - Partyschreck Griechenland hat die polnische EM-Euphorie im Keim erstickt. In Unterzahl verhinderte Dimitris Salpingidis (50.) nach dem frühen Führungstreffer durch Robert Lewandowski (17.) mit dem 1:1 (0:1) den historischen ersten Sieg der völlig konsternierten Gastgeber bei einer EURO. Es hätte sogar noch schlimmer kommen können für die Polen: Kapitän Georgios Karagounis vergab in der 71. Minute einen berechtigten Foulelfmeter für Griechenland - Ersatztorhüter Przemyslaw Tyton parierte. Stammtorhüter Wojciech Szczesny war nach seinem Rettungsversuch vom Platz geflogen.Der Coup der Griechen, Europameister von 2004, war zugleich der verdiente Lohn für die Moral und Angriffslust des Teams von Trainer Fernando Santos, das nach einem Platzverweis für Sokratis von Werder Bremen (44., Gelb-Rot) vorübergehend in Unterzahl spielen musste. Ab der 68. Minute waren dann auch die Polen dezimiert: Szczesny sah für sein Foul an Salpingidis die Rote Karte von Schiedsrichter Carlos Velasco Carballo (Spanien) und wird im nächsten Gruppenspiel gegen Russland (12. Juni) auf jeden Fall fehlen.
In der Nachspielzeit hätte Kostas Katsouranis den Ball fast noch ins eigene Tor gedroschen - und damit unfreiwillig die Polen-Party gerettet.
Schon bei der EM-Endrunde 2004 hatte der damals krasse Außenseiter Griechenland den Spielverderber für die Gastgeber gespielt. Erst gewann die Mannschaft von Trainer Otto Rehhagel das Eröffnungsspiel gegen Portugal (2:1), im Endspiel gewannen sie dann erneut gegen die Iberer (1:0). Diesmal dämpften die widerspenstigen Hellenen die Euphorie der 56.070 Zuschauer im neuen Nationalstadion von Warschau, wo die Polen durch das Vergeben zahlreicher hochkarätiger Chancen den Sieg verschenkten.Nach der stimmungsvollen Eröffnungsfeier legten die Polen, die mit fünf Bundesliga-Legionären in der Startelf antraten, zunächst ein hohes Tempo vor und bereiteten der teils hilflos wirkenden griechischen Abwehr große Probleme. Die Hellenen konnten häufig nur hinterherhecheln, wenn die Polen kombinierten. Erst nach der Pause wehrten sich die Griechen - und das zunächst in Unterzahl, nachdem Sokratis einen recht umstrittenen Platzverweis erhalten hatte. Der Schubser des bereits verwarnten Bremers gegen Rafal Murawski wirkte harmlos.
Das Tor von Salpingidis, der eine Verwirrung in der gegnerischen Abwehr nutzte, war die Konsequenz für schlampige Polen, die viel zu fahrlässig mit ihren Torchancen umgegangen waren. Allein in der ersten Viertelstunde hatte der Weltranglisten-62. gleich vier gute Gelegenheiten vergeben. Bei der besten verfehlte Lewandowski, der es dann allerdings Minuten später besser machte, die Hereingabe seines starken BVB-Teamkollegen Lukasz Piszczek um Zentimeter (14.).
Beim Gegentor irrte Griechenlands Schlussmann Kostas Chalkias ziemlich hilflos in seinem Strafraum umher. Der 38-Jährige ist einer von insgesamt drei griechischen Spielern, die schon beim sensationellen EM-Triumph unter Rehhagel dabei gewesen waren.
Nach dem Führungstreffer feierten die begeisterten polnischen Fans Lewandowski (22 Bundesliga-Tore für den BVB in dieser Saison) lautstark mit Sprechchören. Durch das 1:0 beflügelt, spielte Polen den Gegner phasenweise an die Wand. Durch ihr aggressives Spiel zwangen sie die Griechen, die erstmals seit Juli 1994 ein Turnierspiel ohne Rehhagel auf der Trainerbank bestritten, immer wieder zu Fehlern und Ballverlusten. Damien Perquis vergab eine Riesenchance zum 2:0, kurz danach erfolgte der Platzverweis, doch schon zu diesem Zeitpunkt hatten die Polen das Spiel bereits nach und nach aus der Hand gegeben. Nach der Pause wäre es beinahe völlig gekippt.
Mit einem farbenfrohen Spektakel und einer perfekten Show war die erste Fußball-EM in Osteuropa vor dem Anpfiff eingeläutet worden. 56.070 Zuschauer im ausverkauften Nationalstadion sahen eine zwölfminütige Zeremonie, die ganz im Zeichen der Gastgeberländer Polen und Ukraine stand. 

Montag, 4. Juni 2012

11000 Zuschauer beim ersten Training in Polen

Danzig (SID) - Rund 11.000 Fans haben am Montagabend in Danzig Bastian Schweinsteiger und der gesamten DFB-Auswahl einen rauschenden Empfang bereitet. Der 27 Jahre alte Münchner konnte bei Sonnenschein ab 18.05 Uhr im Rahmen der EM-Vorbereitung erstmals am Teamtraining der deutschen Fußball-Nationalmannschaft teilnehmen. .Bundestrainer Joachim Löw begrüßte im Lechia-Stadion erstmals alle seine 23 Spieler auf dem Platz. Während der beiden Trainingslager auf Sardinien und im südfranzösischen Tourrettes war dies aus diversen Gründen nicht möglich gewesen.
Die deutsche Elf lief zum Toten-Hosen-Hit "Tage wie diese" ein und wurde stürmisch gefeiert. 25 Kamerateams, 100 Journalisten und 40 Fotografen sorgten für einen großen Bahnhof. Das einzige öffentliche Training des EM-Mitfavoriten während des Turniers in Polen und der Ukraine (8. Juni bis 1. Juli) wurde von DFB-Stadionsprecher Christian Stoll moderiert, Steffen Möller, ein deutscher Comedy-Star in Polen, übersetzte. Auch DFB-Präsident Wolfgang Niersbach war anwesend.
Vize-Kapitän Schweinsteiger, der mit den anderen sieben Spielern von Rekordmeister Bayern München erst eine Woche zuvor an der Côte d'Azur eingetroffen war, hatte wegen einer Wadenverletzung bislang nur individuell trainieren können und musste bei einem Kurzurlaub über das Wochenende spezielle Übungen machen. Die DFB-Ärzte hatten aber bereits am Freitag wieder grünes Licht für den 27-Jährgen gegeben, der am 19. Mai im Finale der Champions League gegen den FC Chelsea diese Blessur erlitten hatte.
"Bastian hat überhaupt keine Probleme mehr, keine Schmerzen", sagte DFB-Arzt Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt. Ob Schweinsteiger im ersten Gruppenspiel der deutschen Mannschaft am Samstag in Lwiw/Ukraine gegen Portugal (20.45 Uhr/ARD) oder erst später im Turnier zum Einsatz kommen wird, will Löw kurzfristig entscheiden.
Für das öffentliche Training waren rund 600 kostenlose Eintrittskarten an polnische Fans verteilt worden. Insgesamt 3500 der rund 11.000 Karten wurden für deutsche Fans reserviert, 4000 wurden an Schulen und Kinderheime in Danzig verteilt. Ebenso wie die deutsche Mannschaft haben auch Irland sowie Welt- und Europameister Spanien ihr Base Camp nahe Danzig aufgeschlagen. 

Samstag, 2. Juni 2012

Macht den Fußball zur Operettenveranstaltung

Hamburg: In der Fußball-Bundesliga stößt die Androhung eines Stehplatz-Verbotes von Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich auf Widerstand. "Nur weil wir 12.000 Bekloppte haben, darf es keine Bestrafung von 54 Millionen Fußballfans geben", sagte Werder Bremens Geschäftsführer Klaus-Dieter Fischer der Bild-Zeitung. Auch Fischers Kollege Hans-Joachim Watzke vom deutschen Meister und Pokalsieger Borussia Dortmund sowie Präsident Walter Seinsch vom FC Augsburg ("Wir verwahren uns gegen die dümmlichen Aussagen von Polizei-Gewerkschaftern und gegen die Kurzsichtigkeit von einigen Innenministern, die alles mit Verboten regeln wollen") sprachen sich wie zuvor auch Liga-Präsident Reinhard Rauball nachdrücklich gegen eine Abschaffung der Stehplätze in den Bundesliga-Arenen aus.
Friedrich hatte im Zusammenhang mit der Konferenz der Innenminister der Bundesländer reine Sitzplatzarenen als mögliche Reaktion auf die jüngsten Exzesse in deutschen Stadien genannt. Zuletzt war die Gewalt beim Bundesliga-Abstieg des 1. FC Köln, in der Zweitliga-Relegation in Karlsruhe und in der Bundesliga-Relegation in Düsseldorf eskaliert.    
Präsident Wolfgang Niersbach vom Deutschen Fußball-Bund (DFB) sieht denn auch dringenden Handlungsbedarf. "Die jüngsten Ausschreitungen machen auf traurige Weise deutlich, dass die bisherigen Konzepte und Maßnahmen alleine nicht ausreichen. Der Fußball wird deshalb seine Möglichkeiten im Kampf gegen Gewalt völlig ausschöpfen und vertraut auf die Konsequenz und Entschlossenheit der staatlichen Stellen", sagte Niersbach.