Joachim Löw überraschte nicht nur mit der Maßnahme Gomez für Miroslav Klose in die Startformation zu beordern, sondern auch mit der Personalie Mats Hummels für Per Mertesacker in der Innenverteidigung. Dazu setzt er gegen Portugal auf Jerome Boateng auf der rechten Außenverteidiger-Position - und das ausgerechnet gegen Superstar Ronaldo. Eine Entscheidung, die im Vorfeld bei vielen Fußball-Fans für Magenschmerzen gesorgt hatte. Doch der Bundestrainer lag bei allen Entscheidungen wieder einmal goldrichtig.
Hummels machte in der rechten Innenverteidigung das Spiel seines Lebens. Sogar der überraschend für ihn zum Reservisten degradierte Per Mertesacker musste hinterher zugeben, dass Löw ein goldenes Händchen bewiesen hatte. "Man hat gesehen, dass die Spieler, die reingerückt sind, auch für mich, ihre Sache sehr gut gemacht haben."Löw begründete die Entscheidung, die er Mertesacker und Hummels bereits am Vortag mitgeteilt hatte, damit, dass der Mann vom FC Arsenal drei, vier Monate nicht gespielt habe. "Mats dagegen kommt aus einer Saison, in der er das Double gewonnen hat." Sogar DFB-Präsident Wolfgang Niersbach zollte dem Dortmunder Respekt. "Ich habe mich wahnsinnig gefreut über die Leistung von Mats Hummels, er hat sein bisher bestes Länderspiel gemacht."
Dritter im Bunde der Glückseeligen war Boateng. Nach seiner Busenwunder-Affäre und der darauffolgenden heftigen Kritik des Bundestrainers stand für den Verteidiger viel auf dem Spiel. Ein schwacher Auftritt und seine Karriere in der Nationalmannschaft wäre wohl erst einmal auf Eis gelegt. Doch der Bayern-Star ließ Ronaldo so gut wie gar nicht zur Entfaltung kommen und versuchte auch nach vorne Akzente zu setzen. "Die ganze Mannschaft stand nach den letzten Ereignissen hinter mir. Das hat mich beflügelt, die Mannschaft kennt die Wahrheit", sagte der zuletzt Gescholtene.Doch der Mann des Abends hieß zweifelsohne Mario Gomez. Er war der Matchwinner und sein 23. Treffer im DFB-Dress wohl der bisher wichtigste in seiner Karriere. In seinem 53. Länderspiel war es sein erster Treffer bei einem großen Turnier überhaupt. "Das Tor war gut für Mario und gut für die Mannschaft", sagte Löw. Der 52-Jährige hatte bereits Miroslav Klose an die Seitenauslinie beordert und wollte Gomez auswechseln. Kurz zuvor forderten auch die rund 10.000 deutschen Fans den Routinier von Lazio Rom. Doch dann kam der große Moment des Bayern-Stürmers. Gomez: "Ich habe nur gedacht: Eine Chance kriegst du noch. Und so war es dann auch." Mit einem tollen Kopfball gegen die Laufrichtung ließ er Rui Patricio keine Abwehrchance (72.).
Während das Trio einen Sahnetag erwischt hatte, taten sich andere Protagonisten vor 32.990 Zuschauern schwerer. Kurz vor der Partie war ein heftiger Regenguss heruntergekommen und verwandelte die neue Arena von Lwiw in einen Glutofen. "Das war eines meiner schwierigsten Spiele. Von der Luft her, von allem“, gab Philipp Lahm nach der Partie offen und ehrlich zu. "Ich habe mir sehr schwer getan. Ich fand die Schwüle extrem." Das mag auch ein Grund gewesen sein, dass der ansonsten so laufstarke Kapitän auffallend selten in der Offensive zu finden war. Obendrein hatte er mit Nani auch einen starken Gegenspieler, der ihn in der Defensive stark beschäftigte.
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